Wie immer habe ich mich vor einem Derby tief und intensiv
mit rhythmischen Bewegungen auf den Gegner vorbereitet. Ich weiss, früher habe
ich oft die grausam existierenden Vorurteile über ländliche Regionen
herbeigezogen um Witze über die Tigers zu machen. Aufgrund der sportlich
brisanten Ausgangslage, werde ich heute darauf verzichten. Umso mehr, als dass
ich einen SCL Tigers-Fan näher kennen gelernt habe, den Bänz Haueter,
gebürtiger Langnauer, zurzeit wohhaft in Zollbrück. Er hat mir viel über die
Kultur des Emmentals beigebracht, so dass ich die Einwohner und den
Eishockeyverein nun viel besser begreife. Er hat übrigens gleich das erste
Vorurteil betreffend Kleidung
(dickgerippte Manchester-Hosen etc.) entsorgt. Er stand elegant vor mir, seine
Turnhosen sahen gut aus, ebenso seine Wanderschuhe.
Wir haben viel diskutiert. Themen, die ich halt einfach so
im Kopf hatte. Und der Bänz konnte mir so ziemlich alles widerlegen. Auf mein
Argument, dass die Berner viel tierliebender
seien, konnte er gut kontert. Auch die Emmentaler haben ausnahmslos Haustiere,
klar, sie essen sie allesamt auf, aber um das geht es ja nicht. Oder die Musik,
ich schwärmte von Pop, Rock, Hardrock, Heavy Metal, Speed Metal … doch sie
haben tatsächlich ähnliche Musik, einfach auf total anderen Instrumenten. Die
Handorgel ersetzt die Gitarre, das Zitterbrett ersetzt die Keyboards, mit den
Zoggeli simulieren sie ein Schagzeug. Er hat mir eine Schalplatte Vinyl (78
Touren) abgespielt, wo die „Moosbueben Achertrueb“ gewaltig abhandörgelten.
Bänz jauchzte was wie „das ist eben Speed Ländler“ und bangte seinen Head wie
ein rasiertes Lama.
Auch in der Sexualität musste ich mich beschämt belehren
lassen. „Früher haben wir mit dem Weib geschlafen weil wir Kinder wollten“ sagt
ein sichtlich erregter Bänz. „Doch heute ist das anders geworden, heute
schlafen wir mit dem Weib damit wir nicht mehr so viel onanieren müssen“. Die
sexuelle Revolution hat auch im Emmental deutlich Einzug gehalten. Während sie früher durch monatelanges
nichtwaschen der Genitalien verhüteten, kommt im Emmental nun auch die moderne
Verhütung zum Zuge. Fast 80 Prozent der geschlechtsreifen Emmentaler Frauen
essen die Pille, damit es ganz sicher wirkt, gurgeln sie danach noch mit einem
Kondom.
Deshalb blicke ich mit anderen Augen auf den Knaller vom
Freitag – denn ich nehme die SCL Tigers seit Bänz Haueter nun total ernst. Für uns ist es ein
unsäglich wichtiges Spiel – auch weil die Konkurrenz für den 8. Platz gestern
knapp aber total massiv verdient gescheitert ist und mit 0 Punkten aus der Dienstagsrunde
gesemmelt wurde. Uns bringen nur 3 Punkte weiter, und die müssen einfach zu
holen sein. Aber eben, im Emmental zu gewinnen kriegten wir in der Regular
Season meistens nicht hin, es braucht jetzt himmelarschnochmal einen Exploit.
Hinten mal dicht machen, vorne mal einschieben, dazu als Fan die Lutz
geniessen, es muss abgehen, wir brauchen vor dem Heimspiel gegen Davos die 3
Punkte – sorry Langnau!
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