Kommen wir aber jetzt zu unserem Held Toto. Er ist und bliebt die grösste Kultfigur des SC Bern. 14 Jahre lang durfte man ihn in unserem geilen Dress bewundern. Wurde er zu Beginn noch leicht kalt empfangen (das lag daran, dass er mit dem EHC Chur uns den Aufstieg versaute und mit provokativen Gesten gegen die SCB-Fans für Ärger sorgte), schwappte spätestens nach der Saison 1988/89 die absolute süchtigmachende Tosio-Welle über die Stadt Bern. Er kommunizierte während den Spielen mit dem Publikum, animierte das Volk zum Mitmachen, redete während 60 Minuten mit sich, den Mitspielern, den Schiris, den Gegenspielern, dem Puck und dem Tor - sagenhaft. Und das Wichtigste war: Niemals hatte der SCB einen besseren Goalie!
Klar, das Hockey hat sich verändert und heute schiessen Spieler besser und härter. Allerdings hatte Toto zu seiner Zeit auch nicht diese grossen Schoner und die atomenergieerpropte Ausrüstung. Er war 14 Jahre lang unsere Lebensversicherung und hat wirklich Spiele ganz alleine gewonnen. Unvergesslich war die Finalserie gegen Lugano im Jahr 1989, als er wie ein Ausserirdischer spielte. Lugano war damals Serien-Meister und spielerisch klar besser als wir. Es war ungefähr so, wie wenn wir als heutiges Rappi gegen den Z in einer Serie antreten müssten. Im alles entscheidenden Spiel in Lugano schoss Lugano an die 60 mal auf unser Tor, davon waren statistisch bewiesene 20 Grosschancen. Wir gewannen aber dieses Spiel mit 4:2 und wurden nach 10 Jahren Pause erstmals wieder Schweizer Meister. Natürlich spielten auch die Feldspieler sensationelles Hockey - aber ohne Tosio hätte es niemals gereicht.
Auch die restliche Zeit beim SCB war unerreicht gut. 4 x wurde der immer zu Scherzen aufgelegte Herr mit uns Meister. Seine Paraden werde ich nie vergessen, er zeigte Dir in einem Spiel bis zu 8 Big-Saves, die Gegner schüttelten oftmals nur noch den Kopf.
Nach seinem Rücktritt kaufte sich Toto ein paar Ski und fuhr unter dem Pseudonym "Didier Cuche" dann noch sehr erfolgreich Skirennen. Für mich war sehr überraschend, dass ihn als Didier Cuche niemand erkannt hatte, bitte, schaut die Foto an, die gleichen sich doch wie zwei Colafläschli! Im Slalom war Toto aka Cuche dann nicht so gut, weil er anstatt mit Skistöcken seinen Goaliestock zum Runterwedeln einsetzte.
Auch privat läuft es dem Alt-Hexer rund. Zwar mag niemand mit ihm Freizeit-Sport machen, da er zum Beispiel beim Tischtennis aus lauter Reflex immer den Ball mit seiner ehemaligen Fanghand abgreift und so seine Kinder zur Weissglut trieb, aber er hat sein Leben im Griff wie er die Pucks im Griff hatte. Er ist ein begnadeter Koch, jedesmal wenn er eine Suppe zubereitet hat, feiert er das mit seinem legendären "Toto-Sprung" und tritt leider damit meistens die Pfanne vom Herd. Kennsch es?
Es gibt nach wie vor keinen Tag bei mir, an dem ich nicht an eine Parade vom Hexer aller Hexer, vom Vater aller Torhüter, vom Feind aller Pucks, denke. Er war seiner Zeit voraus und hatte Pech, dass die NHL-Fürze die Schweiz damals noch nicht ernst nahmen. Glück für uns. Er spielte übrigens 732 Meisterschaftsspiele in Serie, d.h. er fehlte in keinem einzigen Match, das ist ebenso legendär und einmalig. Als sein erstes Kind auf die Welt kam, erzählten alle Medien, dass er um 19.00 mit der Polizei dann nach der Geburt mit Blaulicht ins Stadion gebracht wurde - stimmt nicht. Ich weiss, dass seine Frau unter den Anfeuerungsrufen der Spieler in der Garderobe gebärt hat. Tosio - der Wahnsinn trug den Namen "Toto"!
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