Arbeiten macht Spass |
Doch doch, ich hatte trotz dieser wilden Bäregrabe-Zeit eine tolle Arbeitsstelle in der Informatik. Sogar in einer Grossbank. Nun, wie konnte ich diese Abstürze und Partys (damals waren noch extrem viele Dienstag-Runden) unter einen Hut mit dem Job bringen, fragt ihr Euch? Nun, die Antwort ist: GAR NICHT! Zum Teil lief es so aus dem Ruder, dass man es eigentlich verfilmen sollte. Dann würden aber alle Kino-Besucher denken: Das gibts halt nur im Film. Und das will ich nicht, deshalb habe ich den Dreh auch abgesagt. Ich kämpfte eigentlich fast jede Woche in der Hockeysaison gegen Sanktionen oder eine drohende Entlassung. Für mich ist es heute ein Wunder, dass es wirklich nie gescheppert hat. Lest in diesem Kapitel ein Muster von meinem Treiben als IT-Boy in der Boygroup-Bank.
Also, mein Ruf war natürlich schnell da: Ein SCB-Jünger mit langen Haaren, ich war sofort ein Feindbild für die konservativ gekleideten Banker. Dafür hatte ich am Abend nicht den Wolf am Hals ab ihren unsäglichen Steifkragenhemden. Egal. In der IT hast Du keinen Kundenkontakt, also ging ich schon durch, dort war keine Tenue-Pflicht. Nun gut, mein Chef, nennen wir ihn Fritzrudi, mochte mich auf eine Art, aber nicht wenn ich im Büro war. Denn da war meistens Action angesagt. Oft machten wir im Büro ein Penaltyschiessen, der Ball wurde aus Blockblättern und Klebstreifen geformt. Machte Spass. Einmal aber, meine Augen leuchten noch immer, brachte Labo einen echten Lederball mit. Das war das Feeling pur. Total übermütig schnappte ich mir die Kugel, nahm 6 Meter Anlauf und hämmerte verreckter auf das Ei wie als alben der Branco gemacht hat. Der Ball schlug mit ungefähr 120 km/h in die Trennwand zu meinem Chef seinem Büro ein. Er hatte unglücklicherweise gerade Sitzung, der Knall war gewaltig, dann aber lösten sich logo noch alle Magneten und seine 1254 Blätter fielen alle von der Wand, es sah aus wie im Herbst. Sanktionen gab es keine, kein Witz, aber seit dem hatte Fritzrudi mich nicht mehr sehr gerne.
Weil ich dann eben schon gut arbeitete, neben dem Mist den ich machte, wurde ich dann Schichtleiter von einem Team. Das machte mich stolz wie die Sau. Das Problem war einfach im Winter, wenn der SCB am Dienstag spielte. Die Schicht dauerte bis 23.00 Uhr, also hätte ich ein Problem wenn ich arbeiten würde. Meistens konnte ich abtauschen, einmal jedoch nicht, da wollte Fritzrudi, dass ich am Abend anwesend war. Es war Monatsende, und die Abschlussarbeiten standen an, "da müsse der Schichtleiter dabei sein". Müll. Am Abend war Biel - SCB, meine Karre war ausgebucht, alle waren geil auf das Spiel, und ich sollte Byte und Bits rumwursten? Nee. Mein Plan stand fest, ich werde um 19.00 Uhr abhauen, mein Chef hatte ja keine Schicht mehr und war um 17.00 Uhr weg, meine Jungs im Büro würden schon die Klappe halten.
Der Tag war da, ich trudelte in die Firma ein. So gegen 17 begann ich mich massiv auf den Match zu freuen, doch mein Chef hatte etwas mitgekriegt. Irgendwie wollte und wollte er nicht nach Hause gehen, ich wurde langsam nervös. 18.30 und er war immer noch da, für mich war jetzt klar: Der Vagant überwachte mich und wollte sicherstellen, dass ich auch wirklich am Arbeitsplatz bleibe. Normalerweise hätte man jetzt resigniert, nicht aber ich mit meinem Fanatismus. Um 18.30 latschte ich zum Büro raus da die Schicht um diese Zeit unten in der Kantine essen ging. Locker im T-Shirt und mit Büroschlarpen, logo, mein Chef sollte ja glauben ich gehe wirklich essen. Kaum unten, stach ich im Hechtrollen-Tempo in die Einstellhalle und startete meine Karre. BIEL ICH KOMME! Mein Herz poppte wie wenn ich poppte. Affencool, oder? Selbstverständlich flog der Schwindel nach 30 Minuten auf, als ich nicht vom Essen zurückkehrte. Meinen Chef lief laut Zeugenaussagen ab 19.15 Uhr Gallensaft aus den Ohren, so geärgert hat er sich. Dabei hatte ich es auch hart, geh mal im T-Shirt und mit Büroschlarpen bei -4 Grad an einen Match - ist auch nicht lustig! Aber er durfte einfach vorher keinen Verdacht schöpfen, sonst hätte er mich blockiert.
Sanktionen gab es für mich keine. Natürlich hat mich Fritzrudi am Mittwoch grauenhaft ignoriert. Es gibt aber sicher härtere Strafen als das. Für mich heute unvorstellbar, dass das nicht geknallt hat. Oder war ich quasi "unentlassbar"? Wenn sie gewusst hätten, was noch auf sie zukommt, dann hätten sie mich aber mit Garantie gefeuert. Ich werde im nächsten Kapitel eine Auflistung meiner gröbsten Scherze weitergeben. Die schlussendlich dann zu meiner Freistellung führten. Oder sagen wir es sportlich: zu meinem Transfer führten.
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