Exzess, Absturz, geile
Leute: Die Partys mit Bäregrabe (1990 - 2002)
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Das Problem in dieser
Zeit waren effektiv die Auswärtsspiele. Mit dem PW ödete etwas an, in den
offiziellen Fan-Cars hatte es zwar auch gute Leute, aber man konnte die
Arschkarte ziehen und einen ganz elenden Car erwischen. So sass ich zum
Beispiel mal artig auf meinem Sitz, befummelte herzig Moge, trank ein Bier. Der
Vordermann starrte mich plötzlich durch seine Hornbrille penetrant an. Ohne
Worte. Das wiederholte er alle 5 Minuten. Am Anfang war es noch amüsant, danach
erinnerte man sich an Filme wie „Psycho“ oder „Freitag der Dreizehnte“. Es gab
dauernd solche Gnoms. Meine Freundin Moge war es dann, die mich in die schönste
und schlimmste Absturz-Zeit einführte: durch einen Kollegen, genannt Hüsi,
kriegte sie das Angebot, doch mal mit einem etwas anderen Fanclub mitzufahren. Es
handelte sich um den eben erst gegründeten Kultfanclub „Bäregrabe“.
Also trudelten wir an
diesem Samstag auf die Allmend. Und wirklich, ein Car stand da bereit. Top.
Mein Näherkommen sah man geschäftige Leute, die alle damit beschäftigt waren,
Bier-Harasse um Bier-Harasse in die Gepäck-Slots des Cars zu hebeln. Das war
schon einmal ein sympathischer erster Eindruck. Dann wurden wir von Hüsi
begrüsst, er sagte wir sollen doch einsteigen, er habe uns oben einen Sitz reserviert.
Also, hoch im Doppelstöcker, mein Gott, wir brauchten fast 20 Minuten. Nicht
weil uns alle begrüssten, nein, der Rauch war so dick dass man seine Hand nicht
mehr vor den Genitalien sah. Alle pafften, alle waren bereits vor der Abfahrt
am Saufen, es wurde immer sympathischer in diesem Car! Dazu dröhnte Heavy Metal
aus den Boxen, es war wie im Paradies.
Auf der Fahrt lernte man
dann die Jungs und Mädels kennen, man beschupperte sich quasi, ich war froh
hatte Moge vorher noch geduscht. Es waren ausnahmslos gute Jungs und Mädels im
Car, logo, sie waren alle aus hartem Holz geschnitzt, denn zartbesaitete
Mitmenschen wären nach 300 Meter Carfahrt bereits eingegangen. Der Humor war
derb, das Bier kalt, die Mitfahrer und Mitfahrerinnen willig – den Partys stand
nichts mehr im Weg.
Diese Carfahrt löste bei
mir geile Gefühle aus. Endlich unter Gleichgesinnten, endlich hatten alle den
gleichen Humor, endlich soffen alle ziemlich tolle Mengen Bier, endlich hörten
alle herrliche Gringhuddler-Musik. Die Party im Car war schlicht Weltklasse, am
Match ging es so weiter, auf der Heimfahrt wurde das Ganze noch gesteigert.
Diese Carfahrt brachte mich in den wildesten Fanclub ein. Ich lebte danach 12
Jahre mehr oder weniger nur noch mit SCB-Blut, alles andere im Leben war
zweitrangig geworden. 12 Jahre lang Party, Exzesse und Abstürze, eine lange
Zeit. Es war auch die Zeit, wo effektiv jedes Spiel Programm war, am Dienstag
auf Davos, egal, abtrinken und am Mittwoch noch halb besoffen arbeiten gehen – Kult.
Skandale gab es pro
Minute 5, es gäbe genug Geschichten um 500 Bücher zu füllen. Hier werden ein
paar Geschichten kommen, in den nächsten Kapiteln. Es werden alles Geschichten
sein, die ich selber als Augenzeuge erlebt habe oder als Hauptperson involviert
war. Keine „habe gehört“-Geschichten. Als erste Einführung kriegt ihr hier zwei
Kurzgeschichten, damit empfindliche Leute dann die nächsten Kapitel
überspringen können wenn es sie schon ab dem fast überstellt.
Also, für mich einer der
Burner war mal in Düsseldorf. Europacup. In dieser Trinkerstadt waren alle am
Trinken, logo. Auch Oscu. Oscu wurde dann spitz, ist ja auch normal im Alk.
Doch Oscu hatte seine Freundin dabei. Oscu hatte aber Lust auf anderes Fleisch.
Ja das war etwas heikel. Doch Oscu war unglaublich cool, er ging an den
Bahndamm zu Düsseldorf. Dort hat Damen die für Geld … ihr wisst schon. Seine
Freundin hat das aber dann logischerweise mitgekriegt, konnte es aber nicht
mehr verhindern. Ui ui ui, da war dicke Luft in der Spunte „Auberge“. Nach 60
Minuten kam Oscu mit roten Backen zurück. Seine Freundin stampfte wie ein
Dampfkochtopf auf ihn zu, sie stelle ihn knallhart zur Rede und wir hörten alle
zu. So geil. Sie sagte „Und??“. Ihr Fuss klopfte auf den Boden, die Arme
seitlich in die Hüfte gestützt. „Wie war‘s? Hast Du wenigstens gut abgespritzt?“.
Uha, dachten wir, was will er jetzt denn auf das antworten der Oscu, brutal.
Doch Oscu blieb kuhl wie die kuhlste Kuh von Kuhlingen. Er antwortete: „Weiss
nicht, hatte Gummi an.“. So baff war ich noch nie in meinem Leben. Auch seine
Freundin nicht. Die stand dann ungefähr 3 Tage in einer Schockstarre. Als sie
erwachte, hat sie sich mit Oscu versöhnt. Das ist eben noch wahre Liebe!
Abschliessen möchte ich
noch mit dem Gotthard-Schmui. War ebenfalls Kult. Jedesmals wenn man in
Richtung Afrika reiste, musste man ja durch diesen analartigen Tunnel fahren.
Auf der Höhe Luzern fing dann ein emsiges Treiben an. Eine Doppelseite einer
Zeitung wurde mit kiloweise Tabak und „noch sonst so Zeug gefüllt das einem
Lachflash’s und so geben kann“. Das imposante Ding, ungefähr 5 kg schwer und 50
cm lang, wurde dann effektiv im Gotthard angezündet und eingeraucht. War das
ein Geruch in dem Car, es war als hätte Bob Marley persönlich ausgeatmet. Auch
wenn Du kein Kiffer warst, hattest Du einen Flash im Schädel ohne Ende. Aber so
war BG – einer für alle, alle für einen.
Lest im nächsten Kapitel:
Wenn ein Pizza-Hut evakuiert werden muss (Bäregrabe)
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