Ja, da hat es uns aber gehörig rausgeseppelt. Während nun eigentlich die ganz geile Phase der Hockey-WM beginnt, sitzen wir bereits im Flugzeug und lecken uns die Pferdeäpfel wund. Klar, ich weiss, die Viertelfinalquali dürfen wir nicht als Selbstläufer ansehen. Wir sind in der Weltrangliste die Nummer 7, von da ist es nur ein kleiner Schritt zur Turniernummer 9 oder 10. Aber wir können doch einfach mal getrost sagen, dass wir uns so zwischen Rang 7 und 10 der weltbesten Teams bewegen. Dabei ist es mir egal, ob wir läuferisch eine unheimlich starke Liga haben. International werden uns von diversen Teams die Limiten schonungslos aufgedeckt. Weil die noch besser laufen und dazu noch eine Stocktechnik haben, die einem die Tränen in die Augen treibt. Aber das ist einfach die Realität. Nur mit einer unheimlich guten Struktur und einer noch besseren Taktik können wir die Gegner schlagen - damit meine ich auch die vermeintlich "Kleinen". Ohne Plan geht es nicht. Ich will die WM nicht schlecht reden, im Gegenteil, ich freue mich auf die Viertelfinals, da wird es die ersten wirklichen Kracher geben. Aber es nervt dann halt auch, wenn man irgendwie fast kritiklose Interviews zu lesen kriegt. Ihr kennt Hardboiled SCB ja gut, hier suche ich immer die Wahrheit.
Also, beginnen wir mit den Coaches. Fischer, der Lugano fast versenkt hatte, hat mich überhaupt nicht überzeugt. Warum? Weil er, wie mit Lugano, ein offensives Hurra-Hockey spielen liess und keine Sekunde an defensive Konzepte gedacht hat. Zudem hat er fragwürdig selektiert und von den Finalhelden aus Lugagel und Bern nur gerade 4 Spieler aufgeboten. Jungs, die im Saft waren, die Winnermentalität gezeigt haben. Dann das Boxplay - da ist jeder Kommentar überflüssig. Das war unterirdisch und fast B-Gruppen-Niveau. Mal für mal liess man sich auskegeln, grauenhaft. Auch das Powerplay hat mich nicht vom Sitz gerissen. Ist RvA zuständig für das Boxplay? Entlassen, aber sofort. Und was genau hat Hollenstein für eine Aufgabe ausser bei seinem Sohn zu sein? Nö, diese #swissness ist für mich keine überzeugende Lösung.
Dann die Torhüter. Beide erreichen nicht mal 90 Prozent Fangquote, das ist Lottergoalie-Niveau. Berra zeigte den wohl kapitalsten Bock gegen die Kosaken, das kostete uns 3 Punkte. Mayer spielte dann nicht überragend im nächsten Spiel, war von der Quote her ungefähr gleich wie der Berra - aber warum nur spielt dann Berra alle restlichen Spiele? Mayer durfte nur noch die Türe öffnen ... unverständlich. Schlussendlich muss man sagen: Im Tor haben wir halslos gefribourgert.
Die Abwehr war wie eine Prostata-Erkrankung. Mal spritze es fruchtig ab, mal träufelte es wie Honig aus dem Köpfchen. Die Angriffsauslösung schwankte zwischen "was für ein vergagelter Gnagipass" zu "wow wie toll". Dann waren wir oft unbeholfen wie Bachstelzen auf der Achterbahn, oft foulten wir so richtig dämlich. Und bei unserem Boxplay war das bereits der Untergang.
Im Sturm hatte es ein paar Lichtblicke. Der Hochgaloppreiter war gut, auch der Andersimghetto oder so war gut. Moser scorte, das kennt man von ihm, aber es gab dann auch die Linien wo man am Liebsten das Licht gelöscht hätte. Dann haben wir ein Abschlussproblem, ein Massives sogar. Da kann der Fischer nichts dafür, das zeigt eben nur, wie sehr unsere Liga in den Himmel gelobt wird. Dabei scoren da nach wie vor die Ausländer am Meisten.
Mein Fazit: Spektakel haben wir gesehen, allerdings hätte man gegen die Kosaken, Letten und Dänen einfach mal erst ganz bieder die Pflicht erfüllen müssen. Die Moral war gut, sehr gut sogar, das Team gab nie auf. Aber das habe ich alben auch nicht, wenn ich gegen den Stoller Manfred im 110-Meter Hürdenlauf nach 12 Meter bereits 12 Meter im Rückstand war. Nach dieser WM stelle ich mir einfach folgende Frage: Für was geht man an so ein Turnier? Um Gaudi zu haben oder um eine Medaille zu kämpfen? Da man mit Fischer wohl verlängert, geht es um den Gaudi, die Frage hat sich soeben beantwortet.
Egal, freuen wir uns auf die Knallerspiele im Viertelfinale, ich sage mal als Prognose, das Deutschland wohl nicht Weltmeister wird. Gewagt aber "No risk no fun", ne?
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