Es war der 2. November 1974, als Tuni Hardboiled an diesem regnerischen Samstag zum ersten Mal das Eisstadion Allmend betrat. Was für ein historischer Tag! Man soll sich eigentlich nie selber feiern, das habe ich gelernt. Also dürft ihr jetzt, egal wo ihr gerade seid, schnell eine Jubelminute für Euren Tuni einlegen. Die Gegner dieser Seite werden den Tag natürlich ins bodenlose verfluchen, aber die unzähligen Leser werden den Tag lieben und ehren. Ab diesem Datum war ich dem SC Bern verfallen; ab diesem Datum wurde der Grundstock gelegt für die heutige Hutzenbrohn-Lugagel-Daffoser-Schmähseite, die aber nur mit ziemlich derbem Humor aufzeigt, um was es im Leben eigentlich geht: Spass haben, jeden Tag geniessen, glücklich sein.
Instinktiv habt ihr sicher gedacht: "Das kann nicht sein, Tuni, der Jungspund, den man kaum auf 30 Jahre schätzt, mit dem Körper eines Allmend-Adonis, kann doch unmöglich schon 1974 an einem Spiel gewesen sein?". Doch. Erstens danke ich fürs Kompliment, zweitens war ich damals 12 Jahre jung, noch nicht mal in der Pubertät und noch ziemlich fest Jungfrau. Ich weiss, dass ein paar von Euch damals noch gar nicht auf der Welt waren, deshalb hier ein kurzer Überblick, was im Jahr 1974 alles geschah. Also, Deutschland wurde Fussballweltmeister nach einem 2:1-Sieg über Holland, in Spanien wurde die Todesstrafe noch praktiziert, Zypern wurde nach dem Einmarsch der Türken geteilt, ABBA gewannen den Jodelwettbewerb von Europa mit ihrem Kultsong "Waterloo" und Richard Nixon, der Präsi der USA, musste nach dem Watergate-Skandal peinlich berührt zurücktreten. Später konnte man sich als Präsi von der Praktikantin lutschen lassen und durfte hemmungslos im Amt bleiben. Die gehörnte Ehefrau versucht ja jetzt, ebenfalls gelut ... ähhh ... Präsidentin der USA zu werden. Der Kreis schliesst sich. Nicht unsere #9 natürlich.
Das interessierte mich damals alles noch nicht. Wichtiger war, dass mein Daddy ungefähr zwei Wochen zuvor mich mit 2 Stehplatz-Tickets für eben diesen 02.11.1974 überraschte. Die Paarung lautete "SCB - EHC Kloten", nicht der Brüller, das hat sich bis heute nicht geändert, aber ich war schon stolz, dass er die Tickets ergattert hatte. Ich interessierte mich bereits für Eishockey, allerdings, das war halt damals noch so, konnte man froh sein, wenn man irgendwie mal bewegte Bilder im TV sah. Meistens war die Infoquelle die Zeitung vom nächsten Tag, sehr un-Online also. Mein Vater war logischerweise schon öfters im Stadion gewesen, mich faszinierte immer seine Rückkehr nach Hause, weil er so umwerfend gut nach Schnapskaffee roch, meistens gute Laune hatte und im Wohnzimmer noch "SCB" skandierte, obschon die Muddi schon schlief.
Als der grosse Tag gekommen war, musste ich bereits um 14.30 Uhr ready sein. Mein Dad war Postauto-Chauffeur und musste auch an diesem Samstag bis 19.00 Uhr arbeiten. Die Zeit hätte nicht mehr gereicht, um mich Zuhause zu holen, da er in Hindelbank um 19.00 Uhr seinen Feierabend hatte. Für mich hiess das, dass ich stundenlang die Strecke Burgdorf - Krauchthal - Hindelbank im Postauto erleben durfte. Für den Match angezogen wurde ich noch von Muddi. Obschon das Jahr 1974 laut Meteo-Göttern zu warm und im November einfach schmuddelig aber nicht kalt war, musste ich mit Thermohosen, Reportermantel und Wollzöttelikappe ans Spiel. Egal, damals wehrte man sich noch nicht gegen diese unsäglichen Tenüs. Da ich einen befohlenen 2 mm-Kurzharschnitt trug, tat die Kappe so richtig gut. Auch wenn ich mit dem Ding aussah wie ein Schraubenzieher.
Wir trafen pünktlich im Stadion ein. Und eben, da war es um mich geschehen. Diese Kulisse, dieser Lärm, dieses Spiel auf Eis, mein Herz flog mit Düsenantrieb zum SCB und hat sich dort unlösbar verankert. Der SCB spielte spektakulär, führte im zweiten Drittel mit 4:0, meine Helden waren Jäggi, Hofmann, Kaufmann, Ronner, Zahnd, Martel, Krupicka, Wittwer, Holzer, Dellsperger und wie sie alle hiessen. Doch dann, oha, Kloten wird frech und gleicht im letzten Drittel tatsächlich noch aus. Kennen wir ja irgendwie aus den letzten Jahren, ne? Oder so. Aber mein erstes SCB-Spiel endete mit einem Happy End (nein, nicht nach einer Thaimassage ihr Lustmolche). Dank 2 haltbaren Toren konnte der SCB das Spiel mit 6:4 doch noch für sich entscheiden.
In 100 Jahren werden all die langweiligen politischen Ereignisse in keiner Chronik mehr stehen. Nur noch "Das Jahr, in dem Tuni den SCB zu rocken begann" wird zu lesen sein. Alle, die nun schnell eine Schweigeminute für dieses historische Ereignis einlegen, kriegen als Dank von mir ein original Schwitzleibchen von Maxime Lapierre geschenkt, dass von Schüschu gewaschen und von Ambühl in den Unterhosen getrocknet wurde, währenddem Wick sich daneben schminkte. Sei dabei!
Du wirst mich nie mehr los, SCB!
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